Dokumentation zum Fachgespräch „Wärme ohne Kohle“

Wie kann der schnellstmögliche Umstieg auf eine nachhaltige Wärmeversorgung in Ballungsräumen funktionieren? Rund um diese Frage drehte sich das Fachgespräch des Grünen Stadtverbandes in München, der Münchner Stadtratsfraktion und der Bayerischen Landtagsfraktion am 22.07. 16 in München.

Nach einem Grußwort des Stadtvorstandsmitglieds Wolfgang Leitner und des Stadtrats Dominik Krause zu Beginn der Veranstaltung spannte Hauptredner Dr. Felix Chr. Matthes den Bogen von den Auswirkungen des Klimawandels über die langfristigen Klimaziele hin zu notwendigen Umstrukturierungen im Wärmebereich. Das Fazit seines spannenden Vortrags: Energieeffizienz First! Gleichzeitig sollen Wärmenetze verstärkt eine „Sammlerfunktion“ übernehmen.

Zum Vortrag von Dr. Felix Matthes
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Anschließend fanden parallel drei Workshops statt.
1. Wärmeversorgung im Quartier, mit Manfred Reuß, ZAE Bayern, und Herbert Danner, Stadtrat

Weil Biomasse nur begrenzt verfügbar ist, muss eine CO2-freie Wärmeversorgung auf Solar- und Geothermie aufbauen. Die Vision der Stadtwerke München, die Tiefen-Geothermie verstärkt auszubauen, erscheint allen Anwesenden als sinnvoll. Aber auch die oberflächennahe Geothermie in Form von Grundwasser-Wärmepumpen hat in München Potenzial. Das Grundwasser wird über zentrale Brunnen gefördert und zu den Wärmepumpen in den Wohnhäusern geleitet. Es können ohne Probleme mehrere Wohnhäuser angeschlossen werden. Aber auch Solarthermie in Form von Nahwärmeversorgungen mit und ohne Langzeitspeicher ist eine wichtige Option.

Zum Vortrag von Manfred Reuß
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2. Einsparung, Effizienz und Erneuerbare, mit Dr. Erwin Knapek, Bundesverband Geothermie e.V., und Sabine Nallinger, Stadträtin

In diesem Workshop wurden hauptsächlich die Möglichkeiten erörtert, wie Privathaushalte und Unternehmen durch verschiedene Maßnahmen zu einer CO2-freien, effizienten und sparsamen Energienutzung gelangen. Die Möglichkeiten der Tiefen Geothermie für die Fernwärme und der Oberflächennahen Geothermie in Kombination mit Solarenergie für die Versorgung von Quartieren ohne Fernwärme spielen auch hier eine wichtige Rolle.

Zum Vortrag von Dr. Erwin Knapek
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3. Bürgerbeteiligung und Genossenschaften, mit Andres Dathe, Beng eG, Gerhard Schönleber, Wagnis eG, und Martin Stümpfig, MdL

Der Boom bei den Energiegenossenschaften ist momentan eingebrochen. Im dritten Workshop wurde deshalb nach neuen Betätigungsfeldern für Genossenschaften gesucht. Diese können im effizienten Wohnungsbau oder im Betrieb von Blockheizkraftwerken zur Wärme- und Stromversorgung in Wohnhäusern liegen. Eine große Hürde sind aber oftmals starre städtische Verwaltungsstrukturen und die Monopolstellung mancher Wärmenetzbetreiber, die eine eigenständige Wärmeerzeugung in ihrem Netzgebiet nicht zulassen.

Zum Abschluss diskutierte ein prominent besetztes Podium über die spezielle Situation in München. Mit dabei waren Dr. Felix Chr. Matthes und Manfred Reuß, sowie Stephan Schwarz von den Stadtwerken München, Sabine Krieger als Münchner Stadträtin und Ludwig Hartmann als Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag. Moderiert wurde die Veranstaltung von Matthias Altmann von Green City e.V.

In der Debatte ging es zum einen um die Öffnung des Münchner Wärmenetzes für private Wärmeerzeuger. Solche kommunalen Wärmeplattformen könnten den Umbau der Wärmeversorgung maßgeblich beschleunigen. Allerdings müssten die Förderanreize der Staatsregierung neu ausgerichtet werden. Statt Ölheizungen zu fördern, müsste künftig der Anschluss an ein effizientes Wärmenetz gefördert werden.

Die Podiumsdiskussion wurde gegen Ende der Veranstaltung von den Unruhen überschattet, die durch den Münchner Amoklauf ausgelöst wurden. Wir danken allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr ruhiges und besonnenes Verhalten während dieser unübersichtlichen Situation.