Antrag | 29.08.2018

Kleinvieh macht viel Mist: Mikroplastik in der Isar durch Reifenabrieb?

Anfrage

In den letzten Jahren hat die Konzentration von Mikroplastik in der Umwelt erheblich zugenommen. Auch der Straßenverkehr – egal mit welcher Antriebstechnologie gefahren wird – trägt dazu bei. Autoreifen sind wahre Mikroplastikschleudern. Rund 120.000 Tonnen Reifenabrieb werden pro Jahr allein in Deutschland in Umlauf gebracht. Laut einer aktuellen Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist der Abrieb sogar ein wesentlicher Faktor für Mikroplastikpartikel in den Meeren und erzeugt mehr als ein Viertel des Mikroplastikmülls in den Ozeanen. Selbst im Ewigen Eis ist der Reifenabrieb nachweisbar.
Auch in deutschen Binnengewässern ist dieser Negativtrend festzustellen: In der Isar steigt die Konzentration von Mikroplastik im Großraum München erheblich an. Messungen in einer Studie der Universität Bayreuth kamen zu dem Ergebnis, dass die Plastikkonzentration von 8,3 Partikeln/m3 bei der Messstelle Baierbrunn vor München auf 87,9 Partikel/m3 bei der Messstelle Moosburg ansteigt.
Eine der Ursachen für diesen massiven Anstieg der Konzentration ist beim Straßenverkehr zu suchen. So gibt es im Stadtgebiet 23 Regenauslässe, die bei starken Regenfällen das Kanalnetz direkt zur Isar entlasten. Von den Münchner Isarbrücken – stark befahrene Verkehrsadern – gelangt der Reifenabrieb sogar direkt in die Isar, da das Abwasser von den Brücken nicht wie üblich über die Kanalisation in die städtischen Klärwerke geleitet wird, sondern oftmals direkt und ungefiltert in die Isar abfließt und dort die Wasserqualität beeinträchtigt.
Die Verschmutzung der Isar hat nicht nur Auswirkungen auf eines der beliebtesten Naherholungsgebiete der Münchner Bürger_innen, sondern vielmehr hat Mikroplastik weitreichende Folgen für Mensch und Umwelt. Tiere verwechseln kleine Partikel oft mit Nahrung, was ihren Organismus schwer schädigt und folglich die Artenvielfalt gefährdet. Zum anderen gelangen die Partikel auf diesem Weg in die menschliche Nahrungskette und können den menschlichen Organismus schädigen und Krankheiten auslösen.

Deshalb fragen wir:

  1. Gibt es belastbare Schätzungen, welcher Anteil des Reifenabriebs in München ohne Filtration in die Umwelt gelangt?
  2. Gibt es belastbare Schätzungen, welchen Anteil der Reifenabrieb an der Einleitung von Mikroplastik in die Isar hat?
  3. Kann der Reifenabrieb, der in der Kanalisation aufgefangen wird, in den beiden Klärwerken wirksam herausgefiltert werden?
  4. Bei wie vielen Isar-Brücken im Stadtgebiet wird das Abwasser direkt in die Isar oder ihre Nebenarme geleitet?
  5. Wurde bei den betroffenen Brücken bereits eine Erneuerung des Kanalisationssystems geprüft mit dem Ziel das Abwasser direkt in dieses einzuspeisen? Falls ja, warum ist bisher keine bauliche Veränderung erfolgt?
  6. Seit einiger Zeit gibt es Filtersysteme, die den Reifenabrieb bereits in den Gullys vom Schmutzwasser trennen. Ist deren Verwendung in München bereits geprüft worden?

 

Initiative:
Hep Monatzeder
Paul Bickelbacher
Anna Hanusch
Sabine Nallinger
Herbert Danner
Sabine Krieger
Dominik Krause

Mitglieder des Stadtrates