Pressemitteilung | 01.03.2012

Kritik an diskriminierendem Fragebogen für gleichgeschlechtliche Pflegeeltern

P R E S S E M I T T E I L U N G

Kritik an diskriminierendem Fragebogen für gleichgeschlechtliche Pflegeeltern

Ein Fragebogen des städtischen Jugendamtes, mit dem schwule und lesbische Paare, die eine Pflegefamilie bilden möchten, über ihre Partnerschaft befragt werden, ist bei der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste auf heftige Kritik gestoßen. Fraktionsvorsitzende Lydia Dietrich und Stadtrat Thomas Niederbühl forderten in einem Antrag umfassende Aufklärung über den Fragebogen und verlangten die sofortige Einstellung dieser Praxis.

Auf dem sogenannten „Zusatzblatt“ (>>>Anlage) werden gleichgeschlechtliche Paare, die sich um ein Pflegkind bewerben, nach den Reaktionen ihres sozialen Umfeldes auf ihre Lebensweise gefragt. Sie sollen außerdem offenbaren, ob es jemanden gibt, dem sie ihre Partnerschaft verheimlichen und dies gegebenenfalls begründen. Die Paare sollen ferner darlegen ob es aus ihrer Sicht einen Unterschied macht (für sie selbst, das Kind und die Herkunftsfamilie), wenn das Kind zu einem gleichgeschlechtlichen Paar vermittelt wird.

Lydia Dietrich und Thomas Niederbühl verlangen in ihrem Antrag Auskunft über die Rechtsgrundlage für dieses Vorgehen, über die Existenz entsprechender Fragebögen für andere benachteiligte Minderheiten (z.B. Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund) und nach der Auswertung der Antworten.

Lydia Dietrich: „Aus der vom Bundesjustizministerium herausgegebenen Studie „Kinder in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften“ geht klar hervor, dass sich Kinder in solchen Familien bestens entwickeln können. Offenbar ist dieser Kenntnisstand noch nicht bis ins Münchner Jugendamt vorgedrungen, wo gleichgeschlechtlichen Pflegeeltern mit diesem Fragebogen spezielle Defizite und Probleme unterstellt werden. Anscheinend werden diese BewerberInnen vom Jugendamt besonders kritisch betrachtet und sollen jedenfalls nicht ermutigt werden.“

Thomas Niederbühl: „Die Einführung dieses Fragebogens vermittelt den Eindruck, dass es im Stadtjugendamt keinerlei Bewusstsein für die Tragweite und Bedeutung einer solchen Sonderbehandlung einer über weite Epochen der Geschichte verfolgten Minderheit gibt. Dieses Zusatzblatt stellt eine massive Verletzung aller Antidiskriminierungsbestrebungen der letzten Jahre dar. Eine solch diskriminierende Haltung widerspricht völlig der erfolgreichen Gleichstellungspolitik der letzten Jahre. Daher fordern wir eine umfassende Aufklärung über den Sachverhalt und die sofortige Rücknahme des Zusatzblattes.“

>>>Das sog. Zusatzblatt