Antrag | 11.03.2009

Mehr Bildungsgerechtigkeit auf allen Ebenen wagen

Antrag

Das Schul- und Kultusreferat wird beauftragt,

  • dem Stadtrat über die bisherige Ausrichtung der ressourcenorientierten Bildungssteuerung nach den Ergebnissen des Ersten Münchner Bildungsberichts zu berichten und
  • ein Konzept zur Bildungssteuerung zu entwickeln.

Das Konzept soll ermöglichen, dass bei allen Schularten und Schulen die Ressourcen zielgerichtet nach den Ergebnissen des Ersten Münchner Bildungsberichts eingesetzt werden können; dabei sind ggf. auch andere Indikatoren wie die des Sozialmonitorings einzubeziehen. Das gilt auch für die staatlichen Schulen, bei denen das Schulreferat ergänzend Maßnahmen anbietet bzw. als Sachaufwandsträger tätig ist.
Ziel ist es, mehr Bildungsgerechtigkeit zu erreichen – insbesondere durch die stärkere Förderung von Schulen mit hohen Belastungsfaktoren.
Bei der Konzepterstellung sind die Hamburger Erfahrungen aus der Bildungssteuerung auf Grundlage eines schulbezogenen Sozialindex mit heranzuziehen.

Begründung:
Das Schulreferat der Landeshauptstadt München ist bundesweit mit seinem Bildungsbericht Vorreiter eines modernen Bildungsmonitorings.
Dieser Bericht soll „die notwendige systematische Grundlage für wirkungsorientierte Bildungssteuerung liefern und die Steuerung auf allen Ebenen, bei allen Bildungsakteuren, insbesondere auch bei den Einrichtungen unterstützen“. „Vision, aber auch konkrete Zielsetzung ist es, auf der Basis der Bildungsberichterstattung eine zielgerichtete (Um-)Verteilung der eingesetzten sachlichen und personellen Ressourcen im Sinne einer wirkungsorientierten Bildungssteuerung zu erreichen.“
(Erster Münchner Bildungsbericht – Beschluss des Schulausschusses vom 20.09.2006).

Ergebnis des Berichts waren zum Teil erhebliche Ungleichheiten, was etwa die Chancen von Kinder mit Migrationshintergrund und aus sozial schlechter gestellten Familien betrifft. Die Übertrittsquoten z.B. differieren je nach sozialer Situation in den Stadtvierteln erheblich.
Die „Herstellung von Bildungsgerechtigkeit“ und „bestmögliche individuelle Förderung aller Kinder“ sind die zentralen Ziele Münchner Bildungspolitik. Zu ihrer Verwirklichung ist auf der einen Seite eine genaue Analyse notwendig, auf der anderen Seite ein zielgerichteter Ressourceneinsatz. Zu letzterem gehören u. a.:

  • Projekte und Programme zur Förderung von Bildungsbenachteiligten mit Schwerpunkten in Regionen und bei Institutionen, in denen laut Bildungsbericht Bildungserfolg bzw. Bildungsbeteiligung weiter zu verbessern sind.
    (Als besondere Zielgruppen können z. B. Schülerinnen und Schüler aus bildungsfernen bzw. sozial benachteiligten Familien sowie Kinder mit Migrationshintergrund in Frage kommen; Instrumente könnten besondere Förderprogramme etwa im Bereich der Sprache sein.)
  • Formeln und Gewichtungen, nach denen in den Regionen und Institutionen Sach- und Personalmittel nach der Förderbedürftigkeit gewichtet eingesetzt werden. (Dies kann sich z. B. auf die Klassengrößen auswirken).
  • Berücksichtigung der Ergebnisse des Bildungsberichts bei der Planung von Neubauten und dem Ausbau von Bildungseinrichtungen.

Der erste Schritt hierzu wäre, systematisch darzustellen, welche Konsequenzen aus dem Bildungsmonitoring bisher für die Bildungssteuerung gezogen wurden. Beispiele sind die Münchner Förderformel, die ausgehend vom ISKA-Bericht für die Münchner Kindertagesstätten entwickelt wird, sowie die Planung von neuen Gymnasien in Stadtvierteln Münchens, die im Sinne der Bildungsgerechtigkeit einen besonderen Nachholbedarf aufweisen.
Darüber hinaus ist es aber in einem zweiten Schritt notwendig, diese Beispiele als Modell zu nehmen, um weiterhin auf allen Ebenen zu einer zielgerichteten Bildungssteuerung zu kommen – auf der Basis des Bildungsberichts und mit dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit.
Dies gilt für die Schulen aller Schularten sowie für schulübergreifende stadtteilbezogene Projekte. Ebenso sind Grund- und Hauptschulen mit einzubeziehen, bei denen die Stadt München als Sachaufwandsträger und durch das Angebot von unterstützenden Projekten aktiv sein kann. Auch die Verteilung der Mittel zwischen den Schularten ist dabei auf den Prüfstand zu stellen.
Für die Entwicklung eines Münchner Bildungssteuerungskonzepts sollen die Erfahrungen aus dem Hamburger Modell ausgewertet werden. In Hamburg werden seit August 2005 den Schulen die Förderressourcen auf der Grundlage eines schulbezogenen Sozialindexes zugewiesen, der die spezifischen soziokulturellen Rahmenbedingungen einer Schule abbildet.

Fraktion Die Grünen – rosa liste

Initiative:
Dr. Florian Roth, Stadtrat
Jutta Koller, Stadträtin
Sabine Krieger, Stadträtin