Antrag | 02.10.2015

Das Oktoberfest als Leuchtturmprojekt nachhaltiger Organisation von Großveranstaltungen

Antrag

1.) Der alljährliche Oktoberfest Schlussbericht des Referats für Arbeit und Wirtschaft wird um ein eigenes Kapitel Nachhaltigkeit ergänzt. Die zuletzt 2011 dem Stadtrat dargestellte Situation der Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf dem Oktoberfest (Sitzungsvorlage Nr. 08-14 / V 06892) wird darin mit den bisher schon regelmäßig im Schlussbericht zum Themenbereich Nachhaltigkeit enthaltenen Informationen gebündelt, um weitere Themen ergänzt und jährlich aktualisiert fortgeschrieben.

2.) Das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) entwickelt zusammen mit dem Referat für Gesundheit und Umwelt ein Umweltmanagement-System für das Oktoberfest, das den Standards des Ecological Management and Audit Scheme (EMAS) der EU genügt. Eine Zertifizierung durch EMAS wird angestrebt.

3.) Auf dem detaillierten Übersichtsplan zum Oktoberfest wird künftig dargestellt, an welchem Stand welche Angebote zu finden sind (Öko, Fair Trade, vegan). Analog dazu lässt die LHM auch eine entsprechende App für mobile Elektrogeräte entwickeln und stellt diese kostenlos zur Verfügung.

 

Begründung

Mit Verweis auf den bereits 1997 erhaltenen Bundesprojektpreis für das „Umweltkonzept für Großveranstaltungen – Beispiel Oktoberfest“, wirbt das RAW bzw. die Landeshauptstadt München in der Öffentlichkeit damit, das Münchner Oktoberfest gelte seitdem als „weltweites Vorbild in der umweltschonenden Organisation von Großveranstaltungen.“(Presseinformation vom 29.07.2014/Pa, W 09).

Tatsächlich werden seit der Einführung von Mehrweggeschirr 1991 vielfältige, umweltschonende Maßnahmen umgesetzt: Abfall und Wasserverbrauch wurden reduziert, Öko-Strom wird verwendet und das Angebot an Bio-Schmankerln wird ständig erweitert. Zuletzt wurde mit der Aufnahme eines Hinweises in die Anmeldebedingungen für das Oktoberfest 2015 deutlich gemacht, dass auch Betriebe, die Produkte mit FairTrade-Siegel in ihrem Sortiment führen positiv bewertet werden und dies Zusatzpunkte im Zulassungsverfahren bringt. Ein richtiger und wichtiger Schritt, um von der Förderung einer umweltschonenden Wiesn hin zur Förderung einer nachhaltigen Wiesn im umfassenden Verständnis sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit zu kommen.

Seit der Auszeichnung des Umweltkonzepts sind nunmehr 18 Jahre vergangen. Zwischenzeitlich hat sich im Nachhaltigkeitsbereich einiges getan. Das Umweltkonzept muss dringend überarbeitet, neue Ziele festgeschrieben und erfolgreiche Entwicklungen nachvollziehbar dargestellt werden.

Konkret braucht es dafür zunächst einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht im Schlussbericht zur Wies’n, der jährlich dem Stadtrat vorgelegt wird. Diese Kapitel soll nicht nur absolute Zahlen auflisten sondern nachvollziehbar differenziert die Erfolge darstellen.

So müssen z.B. beim Punkt Öko-Produkte die absoluten Zahlen der Anbieter von Öko- Produkten im Verhältnis zur Gesamtzahl der Anbieter gesetzt werden, um wirklich aussagekräftig zu sein.

Unklar bleibt z.B. auch die Meldung zum Thema Ökostrom. Unter

http://www.muenchen.de/veranstaltungen/oktoberfest/schmankerl/hinter-den-kulissen.html

heißt es:

„Die benötigte Spitzenleistung ist vergleichbar mit der einer Kleinstadt von 21.000 Einwohnern. Seit 2012 werden erstmals alle Beschicker auf dem Oktoberfest mit MÖkostrom versorgt. Darüber hinaus haben erfreulicherweise über 60 Prozent der Schausteller, Marktlaufleute und Wirte das SWM Angebot „MÖkoaktiv“ angenommen.“

Läuft die Wies’n nun zu 100% auf Ökostrom, beziehen alle SchaustellerInnen, Marktlaufleute und WirtInnen Ökostrom oder nur 60%?

Grundsätzlich muss ein zeitgemäßer Nachhaltigkeitsbericht immer die Zeitverläufe der Erfolge darstellen. Die Tatsache z.B., dass zwei Stände Öko-Hähndl anbieten hat eine ganz andere Bedeutung wenn dies bereits seit 10 Jahren unverändert der Fall ist.

Der zweite und zwingend nötige Schritt hin zu einem wirklich weltweit vorbildlich nachhaltigen und umweltverträglichen Volksfest ist unbedingt die EMAS-Zertifizierung.

Der Evangelische Kirchentag ist z.B. seit 2007(!) nach dem Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) zertifiziert. Er ist die erste regelmäßig stattfindende Großveranstaltung, die ihr Umweltmanagement-System so überprüfen lässt.1

2013 wurde der Kirchentag nun für sein nachhaltiges Veranstaltungskonzept mit dem „Deutschen Lokalen Nachhaltigkeitspreis“ prämiert.2

Es ist höchste Zeit, dass die Landeshauptstadt München sich hier auf den Stand der Dinge begibt und diese beiden Schritte einleitet. Nur so können die LHM und das international bekannte und beliebte Oktoberfest wirklich ein weltweites Vorbild für die Ausrichtung von nachhaltigen und umweltschonenden Volksfesten werden – und bleiben!

Desweiteren sollen die BesucherInnen der Wies’n natürlich auf einen Blick erkennen und somit bewusst ansteuern können, wo ihnen ein ökologisches, veganes oder fair gehandeltes Produkt geboten wird. Dieses Jahr wurden die entsprechenden Informationen u.a. von einer zivilgesellschaftlichten Gruppe „Vegane Wies’n“3 und der Presse4 verbreitet Dies sollte zum einen auf dem bereits existierenden Übersichtsplänen wie sie z.B. unter http://s2.portal.muenchen.de/media/wiesn/2015/wiesn-detailplan2015.jpg zu finden sind verzeichnet werden, zum anderen in Form einer App den BesucherInnen zur Verfügung gestellt werden.

Wir bitten, wie in der Geschäftsordnung des Stadtrates vorgesehen, um eine fristgemäße Bearbeitung unseres Antrages.

Fraktion Die Grünen-rosa liste

Initiative:
Katrin Habenschaden
Paul Bickelbacher
Herbert Danner
Lydia Dietrich
Sabine Krieger
Hep Monatzeder

Mitglieder des Stadtrates