Pressemitteilung | 10.01.2014

Die Rosenheimerstraße braucht einen Radweg!

Pressegespräch mit Paul Bickelbacher, Lydia Dietrich und Sabine Nallinger.

Lydia Dietrich

Als Stadträtin aus Au-Haidhausen ist mir die Verbesserung der Situation in der Rosenheimerstraße natürlich ein besonderes Anliegen, denn sie durchschneidet das dicht bebaute Stadtviertel Haidhausen und ist seit vielen Jahren eine große Gefahrenquelle für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie für den Fuß- und Radverkehr. Bis zu 2000 Radfahrerinnen und Radfahrer in 15 Stunden nutzen die Rosenheimerstraße.Die Grünen im Stadtrat fordern daher ebenso wie die Politiker im Stadtteil eine Entschärfung der Situation durch Maßnahmen wie Temporeduzierung und Verkehrsberuhigung – und eine sichere Radwegführung in der Rosenheimerstraße.Sowohl der Bezirksausschuss als auch die Bürgerversammlungen haben dazu in den letzten Jahren mehrere Anträge gestellt. Der BA hat sich auch einstimmig hinter die aktuelle Beschlussvorlage gestellt.Bisher waren die Bemühungen um mehr Sicherheit für den Radverkehr in der Rosenheimerstraße leider ergebnislos. Zwar wurde der Radweg auf der Höhe der Kreuzung Orleansstraße stadteinwärts mit einer kurzen Radwegstrecke versehen. Dies brachte aber keine Verbesserung, denn die Radfahrer müssen danach wieder in die Rosenheimerstrasse einfädeln – eine gefährliche Situation.Wir sollten nicht vergessen: Erst 2011 ist in der Rosenheimerstraße eine Radfahrerin ums Leben gekommen, als sie auf der Höhe der Balanstraße vom dort endenden Radweg in die Rosenheimerstrasse einfädelte und von einem LKW übersehen wurde. Schon zuvor, im Januar 2011, haben wir einen eigenen und durchgehenden Fahrradweg gefordert. Leider konnten sich weder die CSU noch die SPD dazu durchringen, die sich – wie so häufig – mehr Sorgen um den Autoverkehr und dessen Flüssigkeit machen.Die jetzt vorliegende Verkehrsverträglichkeitsuntersuchung zur Einrichtung von Radverkehrsanlagen in der Rosenheimerstrasse, könnte der Durchbruch seinDie vorgeschlagene Radfahrstreifen-Konzeptvariante ist die richtige Antwort auf die jahrelange Forderungen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort und der Stadtteilpolitiker. Daher gibt es auch eine fraktionsübergreifende Zustimmung im Bezirksausschuss 5.Für uns gibt es zu dieser Variante keine Alternative, denn wir wollen die Rosenheimerstrasse endlich sicherer machen. Die Haidhauser erwarten vom Stadtrat eine klare Entscheidung!
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Paul Bickelbacher

Die Rosenheimer Straße ist eine prominente Lücke im Münchner Radverkehrsnetz und wurde daher auch in den Grundsatzbeschluss Radverkehr 2009 als eine der wichtigen zu untersuchenden Straßen aufgenommen. Viele unsichere Radlerinnen und Radler versuchen diese Straße zu meiden. Dies schmälert die Attraktivität des Radverkehrs.Der Beschlussentwurf zur Rosenheimer Straße wurde unter Federführung des Planungsreferates in Zusammenarbeit mit dem Bau- und dem Kreisverwaltungsreferat erstellt. Die Vorarbeiten leistete das renommierte Büro Kaulen, das die Velocity-Konferenz in München 2007 vorbereitete und im Auftrag der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren das Radverkehrshandbuch „Radlland Bayern“ verfasste, also auch beim Freistaat Anerkennung genießt.Die Rosenheimer Straße ist Teil des Münchner Hauptstraßennetzes für den Kfz-Verkehr und weist derzeit zwei Fahrstreifen pro Richtung und Parkstreifen auf. Auf Basis der Vorarbeiten des Ingenieurbüros wurden in der Verwaltung zuletzt zwei Varianten zur Verbesserung des Radverkehrs diskutiert:

  • Eine überbreite Fahrbahn je Richtung (Breite 4,5 m), die von zwei PKW nebeneinander genutzt werden kann und rechts davon Schutzstreifen für den Radverkehr. Diese können auch vom Kfz-Verkehr mitbenutzt werden.
  • Eine normale Fahrspur (3,5 m) und rechts daneben Radstreifen, die ausschließlich vom Radverkehr genutzt werden dürfen (ausgenommen ein- und ausparkende Kfz).

Aus Sicherheitsgründen bevorzugt die Verwaltung einstimmig die Variante mit den Radstreifen. Die Leistungsfähigkeit für den Kfz-Verkehr ist nach wie vor gegeben, da die erforderliche Anzahl von Fahrspuren an den Knotenpunkten nach wie vor vorhanden ist. Diese gehen z.T. an den Kreuzungen auf Kosten der Parkspur und einiger weniger Bäume. Einziger Unterschied an den maßgeblichen Knotenpunkten zu heute ist bei der Zufahrt der Rosenheimer Straße zur Orleansstraße in Richtung stadtauswärts die Zusammenlegung zweier Fahrspuren auf eine überbreite Fahrspur, die von zwei PKW nebeneinander befahren werden kann).Die Beschlussvorlage stellt klar und deutlich fest (S. 8): „Für beide Konzeptvarianten ergab sich die Möglichkeit einer ausreichend leistungsfähigen Führung des Kfz-Verkehrs“.Zudem konnte in den letzten zehn Jahren eine kontinuierliche Verkehrsabnahme des Kfz-Verkehrs um 8 % und des Schwerverkehrs um 30% beobachtet werden. Auch angesichts des geplanten Umzugs der Paulaner-Brauerei ergibt sich in der Prognose für 2025 lediglich eine leichte Kfz-Verkehrszunahme im einstelligen Prozentbereich.Laut Beschlussvorlage würde sich bei der Umsetzung der Radstreifen-Variante eine verträgliche Verkehrsverlagerung von der Rosenheimer Straße auf das benachbarte Hauptverkehrsstraßennetz sowie geringfügig auf die Balanstraße ergeben.DIE GRÜNEN – rosa liste begrüßen ausdrücklich diese Beschlussvorlage und werden diese Planung am 15.1. uneingeschränkt unterstützen. Ängste, dass der Kfz-Verkehr maßgeblich beeinträchtigt wird, sind unbegründet. Selbst wenn eine gewisse Verlagerung von der Rosenheimer- zur Maximilianstraße stattfände, wäre dies nur vorteilhaft, weil in der Rosenheimer Straße mehr Anwohnerinnen und Anwohner und Läden und Geschäfte betroffen sind und es weiter stadteinwärts, in der Zweibrückenstraße, besonders eng wird. Die Tatsache, dass der Kfz-Verkehr weiter von den Häusern abrückt, hat auch eine lärmmindernde Wirkung.Für den Radverkehr wären Radstreifen in der Rosenheimer Straße nach dem inzwischen erfolgten Umbau der Kapuzinerstraße der nächste Meilenstein für ein fahrradfreundliches München.
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Sabine Nallinger

Eine zukunftsfähige Verkehrsplanung kann nicht nur den Kfz-Verkehr als das Maß aller Dinge ansetzen.
Der Öffentliche Verkehr und vor allem das Fahrrad haben bereits jetzt bedeutende Anteile des Kfz-Verkehrs übernommen. Der Anteil des Öffentlichen Verkehrs und des Radverkehrs kann und muss weiter wachsen. Wir müssen diese stadtverträglichen und zukunftsfähigen Mobilitätsformen fördern, wir müssen ihnen den roten Teppich auslegen, die Münchnerinnen dazu Münchner dazu einladen, sie zu nutzen. Das würde nicht nur den Radlerinnen und Radlern nützen, denn alle Münchnerinnen und Münchner, auch wenn sie nicht gerade auf dem Rad sitzen, würden von einer stadtverträglichen Mobilität profitieren.
Die Rosenheimer Straße ist Teil der grünen Gesamtstrategie zum Ausbau des Radverkehrs. Einiges haben wir schon erreicht

  • Fahrradstellplatzsatzung
  • Fahrradständer im öffentlichen Raum und MVV-Stationen
  • Kapuzinerstraße
  • Maximilian-/Einsteinstraße
  • Umbau am Rotkreuzplatz
  • demnächst Schutzstreifen in der Schleißheimerstraße.

Anderes ist noch im Antragsstadium, z.B. Radschnellwege, ein  Fahrradverleihsystem oder eine Offensive für Lastenfahrräder. Angesichts zu schmaler Radwege, die den angestiegenen und schnelleren Radverkehr bewältigen müssen, wird die Konkurrenz um knappe Verkehrsflächen in München ganz allgemein zunehmen. Derzeit geben sich alle Parteien fahrradfreundlich – aber nur so lange der Radverkehr keinen Platz benötigt und nichts kostet. Greift die Radverkehrsplanung in den Besitzstand des Kfz-Verkehrs ein, entlarven sich die scheinbar fahrradfreundlichen Positionen schnell als Lippenbekenntnisse.
Am nächsten Mittwoch können alle Fraktionen zeigen, wie viel sie tatsächlich für das Fahrrad tun wollen. Man darf gespannt sein.