Pressemitteilung | 09.12.2009

Südring-Studie weckt Zweifel und lässt viele Fragen offen

P R E S S E M I T T E I L U N G

Südring-Studie weckt Zweifel und lässt viele Fragen offen

Seit Ende letzter Woche liegt auch die Langfassung des S-Bahn-Gutachtens vor, in dem der Ausbau des DB-Südringes München mit dem zweiten S-Bahn-Tunnel verglichen wird. Doch statt für Klarheit zu sorgen hat die Studie etliche Fragen offen gelassen.
Vor allem die exorbitanten Kostensteigerungen, die die Studie für den Südring errechnet, haben in der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste Zweifel geweckt, ob hier tatsächlich seriös und ergebnisoffen geprüft und nicht von Beginn an dem Tunnel der Vorzug gegeben wurde. In einer Anfrage (>>>hier) haben die Grünen StadträtInnen Sabine Nallinger und Paul Bickelbacher jetzt einige Ungereimtheiten der Studie aufgegriffen.

Sabine Nallinger: „Die Verfasser der Südring-Studie müssen sich schon ein paar kritische Fragen gefallen lassen: So wird etwa bei der Unterquerung des Haupt-Schienenstrangs östlich von Laim ein neuer Tunnel eingeplant, obwohl Gleise zur Verfügung stehen, die mit nur 10 Zügen pro Tag belegt sind. Im Bereich des Südbahnhofs wird unterstellt, dass die Bahn während der Bauarbeiten die gesamte, seit Jahren brachliegende Gleisharfe weiter benötigt und nicht 2 Gleise für den Ausbau erübrigen kann. Zu unnötigen Mehrkosten führt auch die Prämisse „Bau unter rollendem Rad“, die einfach auf das gesamte Projekt angewendet wurde. Denn bei vergleichbaren Bauprojekten wird selbstverständlich mit Teilsperrungen gearbeitet. Das könnte auch beim Südring den Flächenbedarf reduzieren und erhebliche Summen einsparen. Es kann nicht hingenommen werden, dass ein öffentliches Unternehmen wie die Bahn seine vom Steuerzahler bezahlten Verkehrsflächen, die offensichtlich nicht bzw. wenig genutzt werden, nicht für den S-Bahn-Betrieb zur Verfügung stellt und damit unnötige Sachzwänge und Kosten für den Südring-Ausbau schafft.“

Paul Bickelbacher: „180 Millionen € Planungskosten für den Südring – und damit 17 Millionen pro Kilometer dürften für oberirdische Schienenstrecken einzigartig sein. Bei Baukosten von über 100 Mio €/km – und damit mehr als ein U-Bahn-Bau inklusive Bahnhöfe – liegt der Verdacht nahe, dass der Ausbau des Südringes künstlich teuer gerechnet wurde Äußerst fragwürdig ist auch die Berechnung der Kosten von Verspätungen. Hier werden unverständlicherweise gestaffelte Werte zu Grunde gelegt – anders als bei vergleichbaren Projekten. So wird die Standardisierte Bewertung zum Instrument der Willkür! Dafür fehlt – zugunsten des 2. Tunnels – im zeitgleich erstellten Gutachten zur Flughafenerschließung eine Berechnung der Mehrkosten, die durch eine zusätzliche Ausstattung des Tunnels für eine Mitnutzung durch Regionalzüge notwendig wird – z.B. um auf die verschiedenen Einstiegshöhen reagieren zu können. Und wie wirken sich Verspätungen im Regionalverkehr auf das S-Bahn-System aus, wenn die gleiche Strecke genutzt wird?

Sabine Nallinger und Paul Bickelbacher: „Es drängt sich der Eindruck auf, dass bei der Kostenberechnung des Südrings immer zur teuersten Lösung gegriffen wurde, während für den 2. Tunnel Kosten schlichtweg „vergessen“ wurden. Bevor der Stadtrat eine Entscheidung über den S-Bahn-Ausbau trifft, sollten all diese Fragen geklärt sein.“