Thesenpapier Darstellende Kunst in München stärken!

 

1. Quantitative Verbesserung der Förderung für Theater und Tanz:

Bisher stand für die gesamte freien Tanz- und Theaterszene Fördergelder des Kulturreferats in der Höhe von ca. 2 Mio. € zur Verfügung (ca. hälftig für Tanz und Theater). Das ist 1,25 % des Gesamtetats (160 Mio. €) des Kulturreferats. Eine lebendige Szene von außerhalb der großen Staats- und Stadttheater tätigen KünstlerInnen ist eine wichtige Voraussetzung für Lebensqualität und Kreativität in einer Kulturstadt wie München. Um dafür auch in Zukunft die Voraussetzungen zu erhalten und zu verbessern, ist eine merkbare Erhöhung des für Fördermaßnahmen zur Verfügung stehenden Etatmittel vonnöten.

2. Qualitative Verbesserung der Förderung für Theater und Tanz:

Das Fördersystem muss noch stärker an die Bedürfnisse der Kunst angepasst und unbürokratisch flexibilisiert werden. Dazu wären u.a. folgende Schritte notwendig:

2.1. Künstlerförderung: Neben der Produktionsförderung für freie Bühnen, Theater- und Tanzgruppen sollte auch die Möglichkeit bestehen, KünstlerInnen, die nachhaltig bewiesen haben, dass ihr ästhetisches Konzept trägt und das künstlerische Leben der Stadt bereichert, längerfristig (z.B. für 2-3 Jahre) zu fördern unabhängig von schon konkret ausformulierten Projekten (eine solche Förderung wäre natürlich gebunden an eine kontinuierliche künstlerische Arbeit).

2.2. Nachwuchsförderung durch Stipendien: Gerade für junge KünstlerInnen wäre ein Stipendiensystem (Arbeits- und Fortbildungsstipendien) sinnvoll.

2.3. Wiederaufnahmeförderung: Damit nicht Produktionen nach wenigen Aufführungen „verschwinden“, muss es auch möglich sein, für Wiederaufführungen finanzielle Förderungen zu erhalten.

2.4. Sockel- bzw. Basisförderung für Infrastruktur: Es ist zu prüfen, ob für die Kosten, die sich aus einer festen Infrastruktur ergeben, nicht eine Sockel- bzw. Basisförderung sinnvoll und möglich wäre, auf die aufbauend dann ggf. Fördergelder für Projekte und Produktionen gegeben werden könnten.

2.5. Nationalen und internationalen Austausch fördern: Um den nationalen und internationalen Austausch zu stärken, sollten Reise- und Transportkosten (u.U. anteilig) z.B. bei Gastspielen übernommen werden.

2.6. Flexibilisierung und ggf. Verlängerung der Förderzeiträume:

Es sollte überlegt werden, ob die normalerweise an das Kalenderjahr gebundenen Förderzeiträume nicht flexibilisiert und ggf. verlängert werden könnten (wie das unter Haushaltsvorbehalt im sozialen Bereich partiell möglich ist).

3. „Servicebüro“:

Gerade für junge und neu nach München kommende KünstlerInnen wäre ein „Servicebüro“ sinnvoll, um sie besser begleiten und zu informieren, Kontakte und Zugänge herzustellen. Aufgaben eines solchen Büros könnten u.a. sein:

3.1. Information über Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten (nicht nur des Kulturreferats) und Hilfestellung bei der Antragsstellung

3.2. Unterstützung bez. Medienpräsenz und Öffentlichkeitsarbeit, Hilfe beim Zugang zu diesbezüglichen Unterstützungssystemen („Agenten“, frei schaffende Medienleute)

3.3. Unterstützung bei der Herstellung überregionaler (nationaler und internationaler) Kontakte und Austauschmöglichkeiten

3.4. Vernetzung bezüglich Technik

3.5. Vernetzung bezüglich Probe- und Aufführungsräumen, „Raumbörse“

4. Probe- und Aufführungszentrum für lokale Gruppen:

Ein möglichst interdisziplinärer Ort könnte der freien Szene vor Ort zur Verfügung gestellt werden und auch der inneren Vernetzung und Kooperation (Koproduktionen u.a.) dienen. Neben Theater, Tanz und Performance könnte auch Musik und – falls die räumlichen Gegebenheiten das zulassen – im Rahmen eines Kreativquartiers bildende Kunst (Ateliers, Ausstellungsräume) in einem Areal agieren. Eventuell wäre für dies Zentrum in einem Selbstverwaltungsmodell durch die KünstlerInnen zu führen. Kreativwirtschaft und wissenschaftliche Kreativität wären weitere mögliche Kooperationspartner.

5. Laboratorium für Gegenwartskunst sowie nationalen und internationalen Austausch:

In interdisziplinärer Ausrichtung und mit den Zielen von Austausch, gegenseitiger Befruchtung, Erforschung neuer Bühnenformate sollte ein internationales Netzwerk für Veranstaltungen und (Ko-)Produktionen entstehen. Neben der Präsentation internationaler Produktionen in unserer multikulturellen Großstadt könnten hier in einem Kuratorensystem Münchner Produktionen gezeigt werden. Unterstützung, Qualifizierung und Fortbildung sind weitere mögliche Aufgaben eines solchen Laboratoriums.

6. Je nach räumlichen Möglichkeiten und konzeptioneller Ausrichtung könnten die unter den Punkten 3-5 angeführten Vorschläge gemeinsam realisiert werden (Performing Arts Centre – Kreativquartier – Module eines Kunstareals).

7. Zur weiteren Planung bez. der Punkte 3-6 sollte eine Task Force unter Beteiligung sowohl von Münchner Akteuren wie auch von auswärtigen Experten eingesetzt werden.