Pressemitteilung | 18.08.2009

Bundesregierung bekennt sich zu muttersprachlichem Unterricht – Bayern schafft ihn ab

P R E S S E M I T T E I L U N G

Bundesregierung bekennt sich zu muttersprachlichem Unterricht –
Bayern schafft ihn ab

Stadtrat Dr. Florian Roth (Die Grünen – -rosa liste) hat der Bayerischen Staatsregierung vorgeworfen, sie begebe sich mit ihrer Integrationspolitik „in krassen Widerspruch nicht nur zur Meinung aller Fachleute, sondern auch zu den Verlautbarungen der Bundesregierung, der ja bekanntlich auch die CSU angehört.“
Konkret geht es um den Muttersprachlicher Ergänzungsunterricht, der – das ist unter Experten und Parteien unumstritten – dem Erwerb von Sprachkompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund dient und sich somit auch günstig auf ihre Fähigkeit auswirkt, die deutsche Sprache zu erlernen. Schon 2007 haben sich daher alle Bundesländer im Rahmen des Nationalen Integrationsplanes zur Förderung der Mehrsprachigkeit in den Schulen verpflichtet:

Neben dem Erwerb der deutschen Sprache erkennen die Länder die Bedeutung der Mehrsprachigkeit für alle Kinder und Jugendlichen an. Das schließt die Herkunfts- oder Familiensprachen der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ein.“

Bedauerlicherweise hat diese Erkenntnis die bayerische Staatsregierung nicht daran hindern können, den muttersprachlichen Ergänzungsunterricht an den Schulen abzuschaffen und die Verantwortung dafür an Konsulate und Migrantenvereine weiterzuschieben. In der Antwort auf eine Anfrage der Grünen bestätigt das Schulreferat soeben, dass der Muttersprachliche Unterricht mit Beginn des kommenden Schuljahres endgültig abgeschafft ist. Wie mit den zahlreichen Lehrkräften, die fest angestellt sind (und nicht nur über auslaufende und nicht mehr verlängerte Zeitverträge verfügen), weiter verfahren wird, weiß das Kultusministerium Anfang August (also wenige Woche vor Schuljahresbeginn) immer noch nicht. Nur mit einigen Konsulaten gibt es zur Raumüberlassung für von dem Konsulat selbst organisierten und finanzierten Unterricht Vereinbarungen, z.T. werden noch Gespräche geführt.

Gleichzeitig vermeldet dieser Tage die Bundesregierung – der bekanntlich auch die CSU angehört –, dass der muttersprachliche Unterricht an Schulen durch eine nun als Referentenentwurf vorliegende Änderung der Beschäftigungsverordnung „langfristig gesichert“ ist, da nun sogenannte Konsularlehrkräfte weiterhin nach Deutschland kommen können, um diesen Unterricht zu erteilen

Dr. Florian Roth: “Die hehren Worten auf Bundesebene sind nur Lippenbekenntnisse. Die praktische Politik der CSU in München zielt aufs genaue Gegenteil. Weder für die Lehrkräfte noch für das Gros der SchülerInnen und Eltern besteht in München Klarheit darüber, ob – und wenn ja -, wie es in wenigen Wochen mit der Erteilung muttersprachlichen Unterrichts weitergeht.“