Antrag | 03.02.2012

Existenzgründungen von Migrantinnen und Migranten unterstützen!

Antrag

Der Stadtrat möge beschließen:

Existenzgründungen von Migrantinnen und Migranten unterstützen!

Das Referat für Arbeit und Wirtschaft wird beauftragt, in Kooperation mit der Stelle für interkulturelle Arbeit und den Kammern auf Migrantinnen und Migranten zugeschnittene Formen der Existenzgründungsberatung zu entwickeln und den Stadtrat darüber zu informieren.

Begründung:

Laut Prognosen des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK) wird das Gründungsinteresse von Migrantinnen und Migranten im Jahr 2012 weiter zunehmen. „Wir rechnen damit, dass Existenzgründer mit Migrationshintergrund bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze schaffen“, äußerte DIHK-Migrationsexperte Marc Evers gegenüber der Frankfurter Rundschau (13.01.2012).

Außerdem wurde Ende 2011 eine vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie veröffentlicht, in der auch ein deutlicher Anstieg von Unternehmensgründungen von Personen mit Migrationshintergrund festgestellt wurde. Zwischen 2005 und 2009 hat sich die Anzahl der pro Jahr von MigrantInnen gegründeten Unternehmen um ein Viertel auf 130.000 Betriebe erhöht, was ca. 30 % aller Existenzgründungen entspricht. „Im Jahr 2009 sind Ausländer mehr als dreimal so gründungsfreudig wie Deutsche“, heißt es in der Studie (S. 49). Jedoch sei das Gründungsgeschehen durch eine „hohe Fluktuation und eingeschränkte Nachhaltigkeit“ geprägt (S.3). Zur Erhöhung der Nachhaltigkeit sei besonders eine effektive Beratung notwendig. Die „noch weit verbreitete Unwissenheit über das Angebot qualifizierter Beratungsangebote“ (S.10) sei ein Problem. Deshalb sei „eine bessere Einbindung in bestehende allgemeine Beratungsangebote“ (ebd.) anzustreben. Die Studie nennt hierbei als Mittel dazu „die Integration interkultureller Kompetenzen und Ansätze in die Beratungspraxis“ (ebd.) und spricht ganz allgemein von der „Notwendigkeit eines effektiven Vielfaltmanagements (diversity management)“ (S. 4). Empfohlen wird eine „stärkere Sensibilisierung und Aufklärung der Akteure der Gründungsförderung zum Potential und zur Praxis der Gründungsaktivitäten durch Personen mit Migrationshintergrund“ (S.11). Für die stärkere Nutzung der allgemeinen Angebote der Gründungsförderung und –beratung seien „die Bekanntheit der entsprechenden Einrichtungen zu steigern und der Zugang für diese Zielgruppe zu erleichtern. Hierzu sollte ein interkulturelles Marketing von Förderinstitutionen und -programmen angestrebt werden.“ (ebd.).

Auch der Münchner Interkulturelle Integrationsbericht 2010 stellte fest, dass die Zahl von Gewerbeanmeldungen durch MigrantInnen steigt, obwohl die Gesamtzahl der Neugründungen gesunken ist (S.11 und S.126). Jedoch scheitert ein besonders hoher Anteil schon im ersten Jahr. Beratungsangebote werden noch zu selten genutzt.

Deshalb wird empfohlen, in bestehenden Einrichtungen wie dem Münchner Existenzgründungs-Büro (einer Kooperation der Landeshauptstadt München, Referat für Arbeit und Wirtschaft und der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern) migrationssensible Formen der Existenzgründungsberatung zu implementieren (vgl. S. 129 des Münchner Interkulturellen Integrationsberichts).

Fraktion Die Grünen – rosa liste
Initiative:
Dr. Florian Roth
Gülseren Demirel
Siegfried Benker