Antrag | 22.05.2012

Freiwilligendienst in München auf solide Beine stellen

Antrag

Freiwilligendienst in München auf solide Beine stellen

Der Stadtrat möge beschließen:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt, ein Konzept für München zu erstellen, wie der Freiwilligendienst in München im Zuge der weggefallenen Zivildienststellen auf sinnvolle Weise trag- und zukunftsfähig gestaltet werden kann. Es soll dabei ein Münchner Modell Freiwilligendienste entstehen, das zum einen Ideen, (Finanzierungs-)vorschläge und gute Praxisbeispiele sammelt, wie die die bestehenden Freiwilligendienste nach dem Wegfall des Zivildienstes neu gestaltet werden können. Zum anderen soll ein Anreizsystem für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) geschaffen werden, z.B. in Kooperation mit ansässigen Universitäten (z.B. Anreize bezogen auf den Studienplatz), kommunalen Betrieben wie den Stadtwerken und Münchner Bäder (z.B. Chancen auf einen Ausbildungsplatz bei der Stadt), der Münchner Verkehrsgesellschaft, Münchner Kulturbetrieben, ansässigen Unternehmen und anderen Institutionen und Verbänden auch und gerade denjenigen, die von dem Wegfall der Zivildienstleistenden in ihrem Alltag und in ihrer Arbeit betroffen sind. Sinnvollerweise sollen hier analog zu der bereits erfolgten Abfrage laut Anfrage 08 -14 / F01104 von Die Grünen – rosa liste vom 21.12.2011 VertreterInnen aus den verschiedenen Bereichen (Alten- und Service Zentren, Kindergärten, Träger der Freien und öffentlichen Wohlfahrtspflege, offene Kinder- und Jugendarbeit, Behindertenarbeit etc. mit herangezogen werden. Zur Vorbereitung des Konzepts soll ein Runder Tisch durchgeführt werden mit allen in Frage kommenden Beteiligten.
Begründung:

Nach dem von der Bundesregierung beschlossenen Wegfall des Zivildienstes (ZVD) brennt es an allen Ecken und Enden der Stadt. Die Zivildienstleistenden (ZDL) gibt es nicht mehr und der neu geschaffene Bundesfreiwilligendienst (BFD) greift sowohl quantitativ wie qualitativ zu kurz. Eine von der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste angeregte sporadische Abfrage in München ergab, dass im Vergleich zwischen früheren Zivistellen zu jetzigen BFD-Stellen derzeit deutlich weniger Stellen zur Verfügung stehen und auch weniger besetzt sind. Zwar sei die Motivation der BFD-Kräfte deutlich besser als es bei den Zivildienstleistenden der Fall war, doch blieben die Einsatzstellen haufenweise auf höheren Kosten und unerledigten Aufgaben sitzen. Die Arbeiten müssen dennoch verrichtet werden – aber es fehlt an Freiwilligen und auch an Unterstützung.

Es ist also dringend nötig, dass eine wirkliche Alternative zu den weggefallenen Zivildienstleistenden angeboten wird. Der Bundesfreiwilligendienst ist in vielen Punkten kein echter ZVD-Ersatz und die Umsetzung geht schleppend voran. Die derzeitigen Optionen sind keine wirklichen Alternativen. So können Zivildienstleistende im Moment durch SchulpraktikantInnen, den Bundesfreiwilligendienst oder das Freiwillige Soziale Jahr ersetzt werden. Jedoch müssen dabei entweder ein Bildungsauftrag erfüllt werden oder es besteht keine Weisungsgebundenheit. Das führt in der Praxis oftmals zu Umsetzungsschwierigkeiten. Einige Träger behelfen sich derzeit mit geringfügig Beschäftigten, zusätzlicher ehrenamtlicher Hilfe, teureren Kräfte oder auch mit abzuleistenden Sozialstunden. Auch diese Beispiele sind kein befriedigender langfristiger Ersatz.

Die Landeshauptstadt München hat ein großes Interesse daran, mehr Freiwillige zu gewinnen und bessere Bedingungen für diese Form des bürgerschaftlichen Engagements zu schaffen. Wer Engagement ernsthaft fördern möchte, muss die Quantität, Qualität und Attraktivität von Freiwilligendiensten steigern und die freiwillige soziale Arbeit in München auf solide Beine stelle. Anreize für den Freiwilligendienst könnten etwa durch einen kommunalen Fonds geschaffen werden, der z.B. durch Zuschusssummen der Stadt München und von Verbänden mitfinanziert wird. Es ist bei allen Bemühungen unerlässlich, den Ausbau der Freiwilligendienste auf bewährten zivilgesellschaftlichen Strukturen und im gemeinsamen Dialog mit Trägern, Verbänden und Einrichtungen weiterzutreiben und so ein Münchner Modell Freiwilligendienste aufzubauen, attraktiv zu gestalten und zu etablieren.

Fraktion Die Grünen – rosa liste
Initiative:
Siegfried Benker
Gülseren Demirel
Jutta Koller