Antrag | 12.12.2013

Neubau der Großmarkthalle – Chance für einen architektonischen Höhepunkt in nachhaltiger Holzbaukonstruktion

Antrag

Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, ob der Neubau der Großmarkthalle in Holzbauweise erstellt werden kann. Dieser Prüfungsauftrag betrifft sowohl eine ganzheitliche Holzbaukonstruktion ab Oberkante Tiefgarage, wie auch eine zweite Variante, lediglich die Dachkonstruktion aus Holz zu erstellen. Zu prüfen sind insbesondere die technische Machbarkeit und die brandschutzrechtlichen Anforderungen, sowie statische und bauphysikalische Problemstellungen. Eine Kooperation mit der TU München sollte wegen deren herausragender Qualifikation in den Bereichen Holzforschung und Holzbaukonstruktion bei diesem Prüfauftrag angestrebt werden.
Dem Stadtrat wird im weiteren Verfahren über die Prüfergebnisse berichtet. Dabei sollen – nach grundsätzlich festgestellter Eignung der Holzbauweise – auch die ökologischen Vorteile der Holzbauweise dargestellt werden, z. B. CO2-Speicherung bzw. CO2-Senke. Darzustellen sind dabei auch die voraussichtlichen Bauzeitverkürzungen gegenüber konventioneller Massivbauweise, aufgrund professioneller Vorfertigung der Konstruktionselemente im großen Stil. Ebenso ist zu prüfen, ob aufgrund der Besonderheit dieses Projekts ggfs. öffentliche Fördergelder von Land, Bund und/oder EU akquiriert werden können.

Begründung:
Die langjährige Diskussion über die Zukunft der Münchner Großmarkthalle hatte bislang den Charme einer reinen Gemüsehallendiskussion. Selbst wenn das Gebäude im Wesentlichen als Zweckbau für den Obst- und Gemüsehandel gedacht ist, so wird bei Betrachtung der beträchtlichen Ausmaße dieses Bauwerks klar, dass es sich hier um kein alltägliches Gebäude handelt. 500 x 83 m (an einigen Stellen mit der geringeren Breite von 56 m) entspricht einer Fläche von knapp 4 ha oder etwa 6,5 Fußballfeldern. Die LHM kann sich hier für einen reinen Zweckbau entscheiden, oder für ein architektonisch ambitioniertes Gebäude, z. B. ein Leuchtturmprojekt des modernen Holzbaus.
Der Kommunalausschuss hat in seiner heutigen Sitzung beschlossen, die Planungen einer neuen Großmarkthalle mit den riesigen Abmessungen von 544 x 83 m weiterzuverfolgen. In diesem Zusammenhang wurden Planungs- und Baureferat gebeten bzw. beauftragt, planungsrechtliche Prüfungen und die Durchführung eines VOF-Verfahrens einzuleiten. Die Prüfung der grundsätzlichen Eignung einer Holzbauweise sollte frühzeitig erfolgen, um diese Option im weiteren Planungsverfahren ausreichend berücksichtigen zu können, ohne wertvolle Zeit zu verlieren.
Dass der moderne Holzbau in der Lage ist, herausragende architektonische Leistungen zu bringen, zeigte vor 2 Jahren eindrucksvoll die Ausstellung „Bauen mit Holz – Wege in die Zukunft“ im Münchner Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne. Der gleichnamige Ausstellungskatalog beschreibt in Wort und Bild zahlreiche vielfältige und einzigartige Konstruktionen. Auch das Münchner „Symposium urbaner Holzbau“ zeigte kürzlich im Alten Rathaus herausragende moderne Architektur in Holz. In der westfälischen Stadt Herne (zu betrachten im Internet) lässt sich eine moderne Hallenkonstruktion in Holz aus dem Jahr 1999 bewundern, die Akademie Mont-Cenis, eine herausragende Architektur mit einer Höhe von 15 m und den Ausmaßen 180 x 75 m.
Diese wenigen Beispiele zeigen eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des modernen Holzbaus auf. Dennoch sollte aufgrund der besonderen räumlichen Dimensionen und der speziellen Nutzung als Lebensmittelhandelsmarkt vor weiteren Planungsschritten eine fachliche Expertise erstellt werden, ob der Baustoff Holz diesen statischen, brandschutz-rechtlichen und bauphysikalischen Herausforderungen gewachsen ist. Für diese Expertise bietet sich die Zusammenarbeit der hochqualifizierten Fachbasis an der TU München an. Hier forschen und lehren international anerkannte Fachleute wie Professor Hermann Kaufmann (Institut für Entwerfen und Bautechnik, Fachgebiet Holzbau), Professor Stefan Winter (Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion) und Professor Klaus Richter (Holzforschung München), die bereits in den vergangenen 3 Jahren dem vom RGU initiierten „Netzwerk Holzbau München“ mehrfach wertvolle Dienste erwiesen haben.
Dieses Projekt könnte einen wesentlichen Beitrag leisten zur Initiative „München wird international führende Holzbaustadt“, ein Prüfauftrag der Vollversammlung an das Planungsreferat vom 05.06.2013 im Rahmen der Fortschreibung zur Perspektive München.
Mit diesem Projekt ergibt sich eine einzigartige Chance zu einem architektonischen Leuchturmprojekt in Holz. Die LHM sollte diese Option ausloten und nutzen und nicht wieder auslassen, wie bereits in den 90er Jahren bei der Messe München, wo ein konkurrenzfähiges Angebot der Holzbauindustrie seinerzeit ausgeschlagen wurde.

Fraktion Die Grünen-rosa liste

Initiative:
Herbert Danner
Gülseren Demirel
Mitglieder des Stadtrates