Antrag | 25.03.2009

Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in München

Antrag

Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen in München

Das Referat für Gesundheit und Umwelt wird beauftragt, ein Konzept zur Prävention psychischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen zu erarbeiten und vorzulegen.

Im Konzept soll in einem ersten Schritt dargelegt werden, mit welchen Maßnahmen den Defiziten in der Primär- und Verhältnisprävention wirksam entgegengewirkt werden kann. In einem weiteren Schritt sollen Wege aufgezeigt werden, wie die Landeshauptstadt München in der Diagnose und Behandlung zur Entlastungen der vorhandenen ambulanten Struktur beitragen kann.

Begründung:
Fünfzehn Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von drei bis siebzehn Jahren werden von ihren Eltern als psychisch auffällig beschrieben. Diese alarmierenden Zahlen legte das Robert-Koch-Institut in einer aktuellen, bundesweit repräsentativen Studie vor.

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung diagnostizieren in Bayern die niedergelassenen Haus- und KinderärztInnen bei circa 60 Prozent der von ihnen untersuchten Kinder psychische Auffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen.

Der Berufsverband Deutscher Psychologen und Psychologinnen geht davon aus, dass 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen dringend behandlungsbedürftig sind. Im Gegensatz dazu ergab eine Umfrage der Bayerischen Psychotherapeutenkammer, dass nur 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die therapeutische Hilfe benötigen, sie auch erhalten.

In Bezug auf die Landeshauptstadt München kann davon ausgegangen werden, dass hier fast 9.600 dringend behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche leben. Aktuell stehen dieser Zahl knapp 130 von Krankenkassen anerkannten Psychotherapeuten und nur acht kinder- und jugendpsychiatrische Praxen gegenüber. Die therapeutische Versorgung der Kinder und Jugendlichen kann so nicht ausreichend gewährleistet werden.

Bereits bei psychologischen Diagnosen sind stadtweit erhebliche personelle Lücken vorhanden, so dass diese kaum zeitlich angemessen gestellt werden können. Gleiches gilt für die medizinische und therapeutische Behandlung. Auch hier ist die Unterversorgung gravierend, so dass es zu Engpässen in der ambulanten und zeitnahen Versorgung kommt.

Gleichzeitig ist festzustellen, dass weder Eltern noch Fachkräfte einen Überblick über die vorhandenen Beratungs- und Informationsangebote in München haben. Es fehlt ein differenzierter Überblick für die Fachwelt und eine übersichtliche Zusammenstellung von Adressen der Anlaufstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche.
Aufklärung und Schulung über psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter finden in einem nicht ausreichenden Maße statt. Es gibt kein unmittelbares und allgemeines Beratungsangebot für verunsicherte Eltern.

Darüber hinaus existiert keine Plattform auf der ein fachlicher Austausch unter Einbeziehung der Schulen und der Jugendhilfe stattfinden kann.

Stadtratsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen – rosa liste

Initiative:
Lydia Dietrich
Dr. Florian Vogel