Pressemitteilung | 18.08.2014

Rückkehr der Stadt von Linux zu Microsoft wäre „teurer Schildbürgerstreich“

PRESSEMITTEILUNG

Laut Medienberichten erwägt die neue Stadtspitze eine Rückkehr der Stadt zu Microsoft. Nachdem der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sich als „Microsoft-Fan“ bezeichnen ließ und seine Skepsis bezüglich des Umstiegs zur freien Software und dem offenen Betriebssystem Linux verlauten ließ, stößt jetzt auch der 2. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) in das selbe Horn und hält laut Süddeutscher Zeitung vom Wochenende sogar „eine Rückkehr zu Microsoft“ für möglich. Damals sei, so Schmid, der Wechsel zu Linux politisch motiviert gewesen – und zwar mit dem Ziel, „einem Monopolisten Grenzen aufzuzeigen“.

Dazu erklärt der Vorsitzende der Stadtratsfraktion Die Grünen – rosa liste und Mitglied des IT-Ausschusses Dr. Florian Roth:

„Jetzt die Rückkehr zu Microsoft anzustreben, wäre eine absurde Rolle rückwärts! Letztes Jahr erst wurde der weitgehende Umstieg der Stadtverwaltung auf LiMux (die Münchner Variante von Linux) erfolgreich abgeschlossen, 15 000 Arbeitsplätze in der ganzen Stadtverwaltung – das sind ca. 80 % aller PCs – sind nun auf die offene Software, bei der keine Lizenzkosten von Firmen wie Microsoft anfallen, umgestellt.

Damit spart die Stadt einen zweistelligen Millionenbetrag an Lizenzkosten ein (im Vergleich zum Upgrade auf neue Versionen von Microsoft Windows sowie weitere kostenpflichtige Software). Bei einer Rückkehr zu Microsoft könnte man Millionen an Umstellungskosten in den Wind schreiben, Millionen an Lizenz- und Betreuungskosten durch Microsoft würden anfallen, beim Thema Datensicherheit würde ein enormer Rückschritt in Kauf genommen. Letztlich wäre es ein teurer Schildbürgerstreich und ein Kniefall vor einem Quasi-Monopolisten.

Dass die Entscheidung damals durchaus eine politische war, wie Schmid ausführt, trifft zu. Aber ein politisches Signal mit vielen Vorteilen für die Stadt, größere Unabhängigkeit und mittelfristig einen wirtschaftlichen Nutzen zu verbinden, war und bleibt richtig.

Die neue Stadtspitze sollte Nachhilfe bei den eigenen Parteifreundinnen und -freunden nehmen. Jene, die sich in der IT-Kommission intensiver mit dem Thema beschäftigen, sehen die Sache nämlich ganz anders: Die bisherige IT-Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) sieht die Umstellung als „erfolgreich abgeschlossen“ und das System für die „Mitarbeiter der Stadtverwaltung längst zur täglichen Routine geworden“. Ihre Kollegin, Stadträtin Messinger (SPD) will das LiMux-Umfeld verbessern, statt zu Microsoft zurückzukehren. Und der IT-Experte der CSU Otto Seidl outet sich als „Verfechter von LiMux“ und bezeichnet die Kritik von Josef Schmid als sachfremde Einzelmeinung eines Juristen (siehe: http://www.heise.de/open/meldung/Linux-in-Muenchen-Stadtrat-verteidigt-LiMux-gegen-Buergermeister-2262506.html).

Wir müssen also LiMux verbessern! Wir müssen dort, wo es nötig ist, Ausnahmen machen und letztlich auch im IT-Bereich die Verwaltungsvorgänge vereinfachen und beschleunigen, so dass die Verwaltungsspitze ihren Ärger über lange Wartezeiten etwa auf eine Diensthandy nicht bequem auf Linux als Sündenbock schieben kann.

Unsere Fraktion steht weiter zu freier, offener Software.“