Anfrage | 26.04.2019

Welche Form von Kunstrasen setzt die LHM auf ihren Plätzen ein?

Anfrage

Seit einigen Jahren ist die Stadt München dazu übergangen vermehrt alte Tennenplätze durch Kunstrasenplätze zu ersetzen. Auch bei Sanierungen von Rasenplätzen und neu zu schaffenden Plätzen werden hauptsächlich Kunstrasenplätze angelegt. Die Vorteile dafür liegen auf der Hand. Kunstrasen kann das gesamte Jahr über bespielt werden, es gibt keinen Ausfall von Spiel- und Trainingszeiten und er ist pflegeleicht. Zudem hat sich Kunstrasen in all den Jahren weiterentwickelt und steht nicht mehr im Ruf schlimme Verletzungen hervorzurufen.

Doch es gibt auch kritische Töne. Vermehrt ist zu lesen, dass Kunstrasen eine Katastrophe für die Umwelt sei. Zudem gibt es auch viele Gegenüberstellungen von Naturrasen und Kunstrasen welche zu dem Schluss kommen, dass ein Kunstrasen in sehr vielen Fällen ganz konkrete Nachteile hat (http://www.fussballrasen.com/natur-vs-kunstrasen/oekologische-eigenschaften). Zu nennen sind hier v.a. die Klimaregulierung (ein Kunstrasen erhitzt sich bei Sonneneinstrahlung massiv) und der fehlende Bodenschutz von Kunstrasen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat bereits im Februar 2017 bestimmte Maßnahmen vorgeschlagen (https://integration.dosb.de/sonderseiten/news/news-detail/news/moegliche-gesundheitsrisiken-durch-kunstrasen/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=21ce08a9bcc3db57829f7b1a9821d3f7)  um mögliche gesundheitsschädigende Wirkung von eingesetzten Gummigranulat zu minimieren. Empfohlen wird hier u.a. eine vermehrte Durchführung von Kontrollmessungen auf bestehenden Plätzen. Nach einem Bericht des Deutschlandfunks aus dem Jahr 2017 liegen auf jedem zweiten deutschen Kunstrasenplatz Gummikügelchen aus Altreifen welche PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) enthalten, potenziell krebserregende Substanzen (https://www.deutschlandfunk.de/fussballplaetze-krebsgefahr-im-kunstrasen.890.de.html?dram:article_id=375460). Da selbst der DFB dazu rät, auf Kunstrasenplätzen nur Verfüllmaterialen aus Neugummi und nicht aus Altreifen zu verwenden, muss es Gründe dafür geben, wieso dies dann bisher noch nicht geschehen ist. In einem aktuellen Beitrag der Sendung Quer im Bayerischen Rundfunk (https://www.br.de/mediathek/video/oekologisches-eigentor-mikroplastik-auf-kunstrasenplaetzen-av:5c8189632bfc1b0013f822ae) wird auf eine Studie des Fraunhofer Instituts verwiesen, welche eine erschreckende Zahl von 8000 Tonnen freigesetzten Mikroplastik pro Jahr in der Umwelt nur aufgrund der Verwehungen des Plastikgranulats von Kunstrasen angibt. Vor allem in Gebieten die Nahe an biologisch sehr wertvollen Flächen und Wasserschutzgebieten liegen kann dies ein ernsthaftes Problem darstellen. Einige größere Sportvereine gehen mittlerweile andere Wege und verwenden andere – natürliche – Materialien zum Verfüllen der Plätze wie beispielsweise Kork (https://www.br.de/nachrichten/bayern/sportplaetze-drittgroesste-quelle-fuer-mikroplastik-in-deutschla,RMxq6Yg).

Wir fragen daher:

  1. Welche Form von Kunstrasen setzt die Landeshauptstadt derzeit auf ihren Sportanlagen ein?

  2. Welche Anbieter mit welchen Produkten gibt es derzeit am Markt und durch welche Eigenschaften unterscheiden sich die Produkte?

  3. Welche Verfüllmaterialen kommen auf den städtischen Plätzen zum Einsatz? Gibt es derzeit Plätze mit Verfüllmaterial welches aus Altreifen hergestellt wurde?

  4. Falls derzeit Verfüllmaterial aus Altreifen zum Einsatz kommt – Bis wann soll dieses ausgetauscht werden?

  5. Welche anderen Verfüllmaterialien gibt es derzeit am Markt?

  6. Hat sich die Stadt schon mit Kork als Verfüllmaterial auseinandergesetzt? Wenn ja, zu welcher Einschätzung ist sie gekommen?

  7. Wie wird/wurde bisher entschieden welcher Belag und welches Verfüllmaterial ausgewählt wird?

  8. Wie viel Verfüllmaterial muss jährlich auf den städtischen / den an die Sportvereine übergebenen Plätzen nachgefüllt werden?

  9. Hat die LHM darüber Kenntnis in wie weit das Verfüllmaterial verweht oder durch die SportlerInnen „ausgetragen“ wird?

  10. Führt die LHM auf ihren eigenen Plätzen (bzw. solchen die in Erbpacht an Vereine übergeben sind) regelmäßige Kontrollmessungen – wie von der ECHA empfohlen – durch?

  11. Wer entscheidet welche neuen Formen von Kunstrasen ausgewählt werden und nach welchen Kriterien wird ausgewählt?

  12. Welche Bedeutung haben ökologische und gesundheitliche Kriterien bei der Auswahl von Kunstrasen?

  13. Hat sich die Landeshauptstadt bereits mit Hybridrasen auseinandergesetzt? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

  14. Können die derzeit eingesetzten Rasenbeläge am Ende ihrer Lebenszeit recycelt werden?

  15. Welche Versiegelung entsteht durch die Schaffung von Kunstrasenflächen vs. der Beibehaltung von Naturrasenflächen? (Angabe in km² absoluter Platz sowie km² jährlicher Zahl)

  16. Wie hoch ist der CO2-Fußabdruck eines neu geschaffenen Kunstrasenplatzes?

  17. Werden Kunstrasenflächen seitens der Landeshauptstadt als Grünflächen gewertet? Wenn ja, mit welcher Begründung?

  18. Liegen Kunstrasenplätze auf dem Stadtgebiet nahe ökologisch sensibler Bereiche oder von Wasserschutzzonen? Wenn ja, hat die LHM Kenntnis darüber ob sich in diesen Gebieten Mikroplastik bedingt durch die Kunstrasenplätze befindet?

Wir bitten, wie in der Geschäftsordnung des Stadtrates vorgesehen, um eine fristgemäße Beantwortung unserer Anfrage.

Initiative:


Jutta Koller, Sabine Krieger , Oswald Utz,  Anna Hanusch,
Herbert Danner, Paul Bickelbacher

Mitglieder des Stadtrates