Antrag | 04.06.2010

Welchen Stellenwert hat geschlechtergerechte Pädagogik in der Kinder- und Jugendarbeit der Stadt München?

Anfrage

Welchen Stellenwert hat geschlechtergerechte Pädagogik in der Kinder- und Jugendarbeit der Stadt München?

Zur Entwicklung von Jungen und Mädchen zu gleichberechtigten Individuen in einer gleichberechtigten Gesellschaft tragen drei Bausteine bei, die untereinander nicht zu ersetzen sind: Mädchenarbeit, Jungenarbeit und geschlechtsreflektierte Koedukation. Geschlechtergerechte Pädagogik, also die Sicht auf beide Geschlechter, ihre spezifischen Lebenslagen, Bedürfnisse und ihre gesellschaftliche Teilhabe, gehört zu den Standardaufgaben in allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe. Ein zentrales Anliegen der geschlechtergerechten Pädagogik ist es, die Zwänge und Chancen aufzugreifen, die mit der gesellschaftlichen Anforderung, ein Mann oder eine Frau zu sein bzw. zu werden, verbunden sind. Die Stärkung des Selbstwertes hinsichtlich der Geschlechtlichkeit gerade auch im Kontext anderer sozialer Faktoren ist zentrales Ziel geschlechtsbezogener Pädagogik. Mädchen und Jungen müssen ihr Geschlecht in selbstbestimmter Weise leben und subjektiv entfalten können, ohne dabei durch Vorgaben, wie sie als Mädchen oder Junge zu sein haben, eingeschränkt zu werden. Beide Geschlechter stehen als eigenständige Individuen mit ihren jeweiligen Eigenschaften und Fähigkeiten im Zentrum der pädagogischen Betrachtung und werden gleichermaßen wertgeschätzt. Ihre Handlungsweisen sollten nicht aufgrund ihres Geschlechts bewertet bzw. abgewertet werden.

Fragen:

1) Welchen Stellenwert hat die geschlechtergerechte Pädagogik in der Kinder- und Jugendarbeit der Stadt München ?

2) Wie schlägt sich dies bei der Einführung neuer Strukturen im Rahmen des optimierten Regiebetriebs (oRB Kita) der Kindertagesstätten nieder ? Inwieweit werden hier neue Strukturen auch für Querschnittsaufgaben berücksichtigt (geschlechtergerechte Pädagogik, Gewaltprävention, Sexualpädagogik, Rechtsextremismus usw.), so dass alle Querschnittsthemen in der neuen Struktur des oRB Kita in gleichem Umfang vertreten und personell ausgestattet sind ?

3) Wie schlägt sich dies in der täglichen Arbeit mit weiblichen und männlichen Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen Betreuungseinrichtungen (Krippen, Kindergärten, Kooperationseinrichtungen, KITZ, Horte, Schulen) nieder ?

4) Welcher Handlungsbedarf besteht, um die geschlechtergerechte Pädagogik (Mädchen- und Jungenarbeit sowie geschlechtsreflektierte Koedukation) als selbstverständliches, kontinuierlich umzusetzendes Querschnittsthema in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen sowie der Kinder- und Jugendarbeit zu etablieren, bzw. zu weiter auszubauen, wo dies schon geschehen ist ? Welche Ressourcen sind dafür notwendig ?

5) Inwieweit haben sich in den Jahren 2008-2010 die Prioritäten zwischen Mädchen- und Jungenarbeit in der Kinder- und Jugendarbeit verschoben ? Welche Konsequenzen hat dies für die Arbeit mit Mädchen und Jungen ?

6) Wie sieht die derzeitige Verteilung der finanziellen Ressourcen für Mädchen- und Jungenarbeit sowie geschlechtsreflektierte Koedukation aus ? Wie waren die Mittel in den Jahren 2008-2010 bisher verteilt ?

Bündnis 90/ Die Grünen – rosa liste
Initiative:
Lydia Dietrich, Stadträtin
Siegfried Benker, Stadtrat
Gülseren Demirel, Stadträtin
Jutta Koller, Stadträtin